Ich bin Anneli. Du kennst mich nicht. Oder vielleicht doch. Jedenfalls haben wir uns nie getroffen und ich weiß eigentlich nichts von dir. Bist du noch da? Kommst du wieder? Bist du ein Junge oder Mädchen?
Ich hab mal einen Film gesehn. Da ist jemand gestorben und ist in so eine Art Warteraum in den Himmel gekommen. In diesem Raum waren viele andere Menschen und ein Kind, das meinte: “Ich bin auf die Welt gekommen und dann wurde ich gleich wieder zurückgeholt. Jetzt warte ich darauf, dass ich wieder dran komme.” Es klang nicht so, als wäre das Kind deswegen traurig gewesen. Es war einfach noch nicht die richtige Zeit und so ist es vielleicht auch bei dir.
Wartest du jetzt auch? Bist du oben bei den Sternen? Ist es dunkel oder hell bei dir? Kannst du uns sehen? Und wenn du wieder auf die Erde kommst, dann zu uns oder zu einer anderen Familie?
Ich hab so viele Fragen und irgendwie will keiner so wirklich mit mir über dich sprechen. Deine Mama wird dann so traurig und darum sollen wir dieses Thema besser nicht erwähnen. “Dieses Thema” bist übrigens du.
Nja jedefalls macht es mich sehr traurig so zu tun, als hätte es dich nie gegeben, also dachte ich, ich schreib dir einen Brief und erzähle dir von uns hier unten.
Also, ich bin Anneli, deine Cousine und ich lebe hier mit meiner Familie in Schweden in einem kleinen Dorf. Bei uns gibt’s eigentlich nur Bäume und Seen, ein paar Häuser und eine Schnellstrasse. Viel los ist hier ja nicht gerade. Meine Mama sagt oft, dass die Zeit so schnell vergeht, aber hier bei uns bleibt sie stehen.
Zum Glück habe ich Sixten. Der wohnt nur ein paar Häuser weiter und wenn er seine Nase nicht gerade in dicke Bücher steckt oder Kabel zusammenlötet, ist er der beste Spielkamerad, den man sich vorstellen kann. Er weiß so viel und mutig ist er auch. Manchmal kann er aber auch ganz schön nerven, da er alles so genau nimmt und viel zu oft denkt, er würde die Dinge besser wissen. Aber ich kann mich auf ihn verlassen und wir können viel miteinander lachen.
Miss Kitten wohnt auch bei uns. Sie ist unsere Katze. Eigentlich lebte sie ja in der Stadt bei einem Mann, der nicht so nett zu ihr war und da schnappte sie sich ein paar Luftballons und flog davon. Sixten und ich haben sie dann im Wald gefunden und seither ist sie bei uns.
Ich liebe sie wirklich sehr. Wenn es so richtig kalt ist, legt sie sich zu meinen Füssen und hält sie kuschelig warm. Dann erzählt sie oft Geschichten aus der Stadt. Wusstest du, dass die vielen Lichter der Stadt den Nachthimmel so sehr beleuchten, dass man kaum noch Sterne sieht! Wenn die bloß wüssten, wieviele Sterne tatsächlich am Himmel stehen! Sie würden dann lieber im Dunkeln sitzen.
Manchmal besuche ich auch die Tiere im Wald. Am liebsten Oma Inga und Opa Bertil Fuchs. Wenn Oma Inga ihren Blaubeer Pie backt, dann duftet es im ganzen Wald und selbst der grummelige Maulwurf Olof zieht seine Runden um den Fuchsbau und wartet darauf auf ein Stückchen eingeladen zu werden.
..und Opa Bertil, der kennt Geschichten! Ob sie wahr sind, das weiß niemand, aber irgendwie ist das auch jedem egal, denn sie sind fabelhaft! Aber davon erzähle ich dir ein anderes Mal.
Herrlich! Fühl dich gedrückt kleine Anneli. Ganz viel Freude mit deinen Freunden, die ich sehr gerne kennenlernen möchte. Sie helfen dir sicher, nicht immer Trübsal zu blasen, wenn du an deinen Cousin denkst. 🥲
Hey du Liebe! Wie schön, dass du mir hier schreibst! Danke für deinen herzlichen Worte und ich freue mich so sehr, dass du uns ein Stückchen begleiten möchtest! ❤️